Dienstag, 1. Januar 2008

Äh!

Ich freue mich, pünktlich zu Beginn des neuen Jahres auch ein neues Weblog präsentieren zu können! "Alles bloß Rhetorik" heißt "das Neue" und ich hoffe, ihr mögt es.

Es gibt eine goldene Regel für Anfänge, die lautet:

Beginne niemals mit einem "Äh".
Niemals? Nun, naja... Ein kleines, tapferes Blog leistet heute einmal Widerstand gegen diese Regel... :-)

Für einen kurzen Moment hatte ich ja sogar mit dem Gedanken gespielt, das Ding den "Äh-Rhetorikblog" zu nennen, um seinen Bekanntheitsgrad zu steigern. Schließlich ist seit spätestens September letzten Jahres bekannt, dass sich Wörter, die auf ein "Äh" folgen, leichter einprägen als andere.

So ein kleines Äh steigert tatsächlich die Aufmerksamkeit Ihrer Zuhörer. Es unterbricht den Redefluss und zeigt an, dass Sie als Sprecher möglicherweise gerade einen besonders schwierigen oder vertrackten Gedanken in Worte zu kleiden versuchen. Oder dass Sie Ihren Gedankengang unterbrochen haben und ein völlig neuer Gedanke folgen könnte. In jedem Fall machen sich ihre Zuhörer oder Gesprächspartner darauf gefasst, gleich etwas Schwieriges, Wichtiges oder Überraschendes zu hören und konzentrieren sich automatisch besser.

Der Effekt: Was nach dem "Äh" gesagt wird, wird aufmerksamer gehört und bleibt deshalb auch länger im Gedächtnis haften.

Da sag noch mal einer, Edmund... äh... Stoiber sei ein schlechter Redner! - Ist er also in Wirklichkeit gar ein cleverer Rede-Taktiker gewesen? Oder waren es am Ende doch zu viele Ähs, Ähms und Ähäms?

Seien Sie zumindest äußerst vorsichtig, wenn Sie die "Äh-Taktik" selbst anwenden wollen!

Zu viele Ähs und Ähms beschädigen nachhaltig Ihr Ansehen.

Möglicherweise wird ihr Gesprächspartner beginnen, an Ihrer Sprachkompetenz zu zweifeln, wenn Sie es nicht schaffen, auch nur wenige Sätze ohne Stottern und Unterbrechungen zu äußern. Was noch schwerer wiegt: Besonders wenn auf "Ähs" tatsächlich kein besonders schwieriger oder überraschender Gedanke folgt, wird man nicht nur an Ihrer sprachlichen, sondern darüber hinaus auch an Ihrer sachlichen oder gar an Ihrer gedanklichen Kompetenz zweifeln.
Leute die dauernd grundlos "äh" sagen, werden gerne für inkompetent und unintelligent gehalten - und bieten ihren Gegnern damit viel Angriffsfläche für Spötteleien aller Art.

Ähs an der falschen Stelle können Sie darüber hinaus unglaubwürdig, unentschlossen oder sogar unehrlich aussehen lassen. Sätze wie "Äh... ich wollte betonen... äh... dass ich das ganz... äh... entschlossen ablehne" oder "Ich... äh... freue mich wirklich... äh..., dich zu sehen" oder "Neinnein... äh... da war ich... äh... unterwegs" tragen sicherlich nicht zur Erhöhung Ihrer Glaubwürdigkeit bei.

Selbst gut äh-sagen will also gelernt sein. In diesem Sinne: Bis... äh... bald.

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